Der Torghatten – ein Berg mit Durchblick

Der Torghattan auf der norwegischen Insel Torget, der größten Insel der Kommune Brønnøy, ist eines der Naturphänomene, die man nach einem Besuch nicht mehr vergisst. Der berühmte Botaniker und Geologe Jonathan Christian Wilhelm Ritter meinte 1806 nach einem Besuch über die 258 Meter hohe Erhebung: „Er hat seinen Namen, weil die Spitze einem Menschenkopf mit aufgesetztem Hute ähnlich ist. Man sieht darunter gleichsam ein einzelnes Auge… wodurch man die Sonne sehen kann.“ Das die Sonne tatsächlich durch das etwa 35 Meter hohe und 160 Meter lange Loch scheint, können Besucher jeweils Anfang Februar und Anfang November bestaunen. Auch sonst ist der Torghattan immer einen Besuch wert.

Sagenhafte Entstehung des Torghattans

Um den Berg in der Nähe von Brønnøysund ranken sich Sagen und Geschichten. Diese sind bei der rund 30-minütigen Besteigung des Naturphänomens bei jedem Schritt spürbar. Eine Sage, die sich die Norweger über den Torghattan erzählen, handelt vom ungehorsamen Trollkönigsohn Hestmannen. Dieser lebte in Svolvær. Auf der gegenüberliegenden Seite des Vestfjords herrschte der mächtige Trollkönig Sulitjelmakongen, der sieben wilde Töchter hatte. Um diese zu erziehen, schickte der Könige seine Töchter zu der Jungfrau Lekamøya. Diese wurde eines Tages von Hestmannen begehrt, der sie beim Baden beobachtet hatte. So ritt er mit voller Rüstung über den Vestfjord. Lekamøya und die sieben Königstöchter flüchten zunächst vor Hestmannen. Bei Alstahaug setzten sich die sieben Töchter allerdings in einer Reihe hin, da sie nach und nach Gefallen an den Trollprinzen gefunden hatten. Doch dieser hatte nur Augen für die schöne Lekamøya. Diese flüchtete aber weiter, sodass er Pfeile auf sie abschoss. Der König der Sømnaberge beobachtete das Schauspiel und warf seinen Hut in die Bahn des Pfeils. Der durchschossene Hut blieb dann auf der Insel Torgar liegen. Doch die Trolle vergaßen allerdings, dass die Sommernächte im Norden sehr kurz sind. So versteinerten alle, wo sie gerade waren. So entstand der Torghattan.

Schon die Anfahrt ein Erlebnis

Für die Entstehung des außergewöhnlichen Lochs gibt es auch eine wissenschaftliche Erklärung. Der gesamte Berg könnte sich durch Gesteinsverschiebungen in die jetzige Lage erhoben. Er war wohl zeitweise im Wasser, sodass Meeresströmungen das Loch aus den Gesteinsschichten ausgespült haben. Der Berg ist für jedermann mit der richtigen Ausrüstung in einer guten halben Stunde zu besteigen. Ganz oben hat der Wanderer einen einmaligen Ausblick auf die wunderschöne norwegische Schärenlandschaft. Für den Abstieg sollte man sich ein wenig mehr Zeit nehmen. Hierfür braucht man gut eine Stunde. Eine Einkehrmöglichkeit gibt es auf der Tour nicht. Darum sollte der Rucksack gut gepackt sein, denn es gibt zahlreiche schöne Möglichkeiten für ein Picknick in der Natur. Übrigens ist schon die Anfahrt zum Torghattan ein Erlebnis für sich. Denn nach dem Ort Brønnøysund fährt man der Beschilderung „Torghattan“ nach. Dann überquert man die spektakuläre Brønnøysundbrücke über den Sund. Nach weiteren 14 Kilometern kommt man zum Wanderparkplatz. Von dort steht eine große Infotafel und man läuft den Wegweisern nach.

Tragisches Flugszeugunglück

Der Torghattan war auch der Ort eines tragischen Flugzeugunglücks. Am Abend des 6. Mai 1988 verunglückte ein kleines Passagierflugzeug der norwegischen Fluggesellschaft Widerøe auf einem Inlandsflug von Namsos nach Brønnøysund im dichten Nebel an der Flanke des Berges. An Bord waren 33 Passagiere und Besatzungsmitglieder, die bei dem Unglück alle ums Leben kamen.